Fachkräftemangel –
Ursachen und Lösungsvorschläge für das Handwerk

Die Baubranche in Deutschland boomt, viele Handwerksbetriebe können sich vor Aufträgen kaum retten. Sie haben nur ein Problem: Fachkräftemangel. Ihnen fehlen die Mitarbeiter. Zu wenige fühlen sich zum Handwerker berufen.

Fachkräftemangel –
Ursachen und Lösungsvorschläge für das Handwerk

Die Baubranche in Deutschland boomt, viele Handwerksbetriebe können sich vor Aufträgen kaum retten. Sie haben nur ein Problem: Fachkräftemangel. Ihnen fehlen die Mitarbeiter. Zu wenige fühlen sich zum Handwerker berufen.

Was ist Fachkräftemangel?

Der in Deutschland als “Fachkräftemangel” bezeichnete Mangel an Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung ist eigentlich ein “Fachkräfteengpass”. Darunter wird das vorübergehende Missverhältnis der regionalen und/oder qualifikationsspezifischen Arbeitsnachfrage mit dem zur Verfügung stehenden Arbeitsangebot verstanden. Anders als beim Fachkräftemangel fehlen die Fachkräfte beim Engpass nicht dauerhaft.

Laut Definition liegt im Handwerk bei den Fachkräften dann ein echter Engpass vor, wenn für eine gemeldete freie Stelle weniger als zwei Arbeitslose zur Verfügung stehen.

In bestimmten Handwerksbranchen sind aufgrund dieses Fachkräfteengpasses mehr Stellen offen, als Bewerber vorhanden sind und die Dauer, bis eine Stelle neu besetzt wird, verlängert sich.

Handwerkliche Berufe stehen ganz oben auf der Liste

der am schwersten zu besetzenden Stellen

Beim Schlagwort Fachkräftemangel denkt man direkt an die IT-Branche und Ingenieure sowie Pflegekräfte. Doch am schwierigsten zu besetzen, sind einer Umfrage der ManpowerGroup zufolge Facharbeiterjobs. Demnach werden ausgebildete Fachkräfte wie Schweißer, Mechaniker und Elektriker händeringend gesucht – und das weltweit.

Studie Fachkräftemangel ManpowerGroup
Quelle: manpower.de | Whitepaper Fachkräftemangel 2019

Überall stehen handwerkliche Berufe ganz oben auf der Liste der am schwersten zu besetzenden Stellen. Das sind Ergebnisse der Studie „Fachkräftemangel 2019“ im Auftrag des Zeitarbeitsunternehmens ManpowerGroup. Allein in Deutschland geben 21 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie geeignetes Personal nur selten finden. Insgesamt klagt jedes zweite Unternehmen in Europa – in Deutschland sogar 64 Prozent – über generelle Probleme, die offenen Stellen mit qualifizierten Mitarbeitern zu besetzen. Das sind zehn Prozent mehr als ein Jahr davor.

Mit weitem Abstand hinter den Facharbeitern landen der ManpowerGroup zufolge der MINT-Bereich (vier Prozent) auf Platz zwei der Liste der am schwierigsten zu besetzenden Jobs in Deutschland. MINT steht dabei für Mitarbeiter der Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Es folgen Ingenieure, Techniker und Logistiker.

  Deutschland weltweit
1. Handwerk (z.B. Elektriker / Schweißer / Mechaniker) Handwerk (z.B. Elektriker / Schweißer / Mechaniker)
2. IT (z.B. Cybersicherheitsexperten / Netzwerkadministratoren / technischer Support) Vertrieb & Marketing (z.B. Außendienst- / Vertriebsmitarbeiter / Manager / Grafiker)
3. Ingenieure (z.B. Chemie / Elektrotechnik / Bauwesen / Maschinenbau) Techniker (z.B. Qualitätskontrolleure / technisches Personal)
4. Techniker (z.B. Qualitätskontrolleure / technisches Personal) Ingenieure (z.B. Chemie / Elektrotechnik / Bauwesen / Maschinenbau)
5. Transport & Logistik (z.B. LKW-Fahrer / Lieferung / Baugewerbe / Nahverkehr) Transport & Logistik (z.B. LKW-Fahrer / Lieferung / Baugewerbe / Nahverkehr)
6. Management / Führungskräfte (z.B. Abteilungsleiter / Funktionsleiter) IT (z.B. Cybersicherheitsexperten / Netzwerkadministratoren / technischer Support)
7. Vertrieb & Marketing (z.B. Außendienst- / Vertriebsmitarbeiter / Manager / Grafiker) Buchhaltung & Finanzen (z.B. Wirtschaftsprüfer / Steuerberater / Finanzanalysten)
8. Buchhaltung & Finanzen (z.B. Wirtschaftsprüfer / Steuerberater / Finanzanalysten) Produktion (z.B. Produktions- und Maschinenführer)
9. Office Management (z.B. Verwaltungsassistenten / persönliche Assistenten / Rezeptionisten) Baugewerbe (Facharbeiter)
10. Gesundheitswesen (z.B. Ärzte / Pflegepersonal / nicht pflegerisch tätige Gesundheitsfachkräfte) Gesundheitswesen (z.B. Ärzte / Pflegepersonal / nicht pflegerisch tätige Gesundheitsfachkräfte)

Quelle: manpower.de | Whitepaper Fachkräftemangel 2019

Der zunehmende Fachkräftemangel begrenzt in den meisten Branchen weiteres Wachstum. Trotz der Corona-Krise haben die meisten Unternehmen, insbesondere im Handwerk, volle Auftragsbücher. Diese können jedoch nicht zeitnah abgearbeitet bzw. gar nicht erst angenommen werden, da hier die entsprechenden Fachkräfte Mangelware sind. Die Umsätze und die Investitionen legen stark zu, allerdings nimmt die Beschäftigung kaum zu.

Der Mangel an Fachkräften stellt demzufolge das größte Geschäftsrisiko in der Wirtschaft dar.

Wie entsteht Fachkräftemangel?

Demografischer Wandel

Die Abnahme von qualifiziertem Personal entsteht häufig durch einen demografischen Wandel der Gesellschaft. Dabei nimmt die Zahl der qualifizierten Arbeitskräfte z. B. aufgrund hoher Auswanderung, allgemeinem Geburtenrückgang in Deutschland (seit 2010 allerdings wieder leicht steigend) oder schlechter Bildungsstandards ab. Während der Bedarf an Spezialisten und Experten auf Unternehmensseite gleichbleibt oder aber sogar steigt. Zunächst führt diese gegensätzliche Entwicklung von Angebot und Nachfrage zu einem Engpass an Fachkräften, der langfristig in einen Mangel mündet. Der demografische Wandel hinterlässt bei einem engen bis leer gefegten Arbeitsmarkt Spuren. Es wird immer schwieriger, Arbeitnehmer, die in den Ruhestand gehen, durch junge Mitarbeiter zu ersetzen.

Rente mit 63

Der Fachkräftenotstand wird zusätzlich durch die 2014 eingeführte Maßnahme einer abschlagsfreien Rente mit 63 Jahren verschärft. Tausende Fachkräfte, die noch zwei Jahre hätten arbeiten können, gingen den Unternehmen schlagartig verloren.

Veränderte Bedingungen am Arbeitsmarkt

Als weitere Ursache gelten außerdem die veränderten Bedingungen am Arbeitsmarkt: Arbeitnehmer wechseln leichter als früher zu einem anderen Arbeitgeber innerhalb des Handwerks, aber auch zur Industrie, weil die Konkurrenz um Fachkräfte groß ist.

Uneingeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit

Neben den hier benannten Ursachen sind es noch einige weitere, die zum Fachkräfteengpass im Handwerk geführt haben. Dazu zählt auch die Konkurrenz durch die uneingeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU.

Schwache Handwerkskonjunktur in den späten 90ern und frühen 20ern

Die zwischen 1995 und 2005 extrem schwache Handwerkskonjunktur und deren Auswirkungen sind wegen des damaligen massiven Personalabbaus im Handwerk bis heute spürbar. Es galt als ausgemacht, dass das Sprichwort “Handwerk hat goldenen Boden” an Substanz verloren hatte. Die Arbeit im Handwerk verlor an Attraktivität, Perspektive und in der Folge auch an Auszubildenden.

Imageproblem des Handwerks

Nicht nur, wenn es um den Nachwuchs geht, hat das Handwerk ein Imageproblem. Zwar ist das Ansehen des Handwerkers in der Bevölkerung sehr gut (38 Prozent der Deutschen zählen sie laut der Allensbacher Berufsprestige Skala zu den fünf Berufen, die sie am meisten schätzen). Doch es gelingt kaum, dieses Image für die eigenen Zwecke und die erfolgreiche Nachwuchswerbung zu nutzen.

Nur langsam verbessert sich das Image vom traditionellen Führungsstil und Rückstand bei technischen Entwicklungen und junge Menschen bringen das Handwerk wieder mit Modernität in Verbindung. Dafür verantwortlich ist auch die Image-Kampagne “Das Handwerk. Die Wirtschaftsmacht von nebenan“ der deutschen Handwerkskammern.

Image-Kampagne der Handwerkskammer gegen Fachkräftemangel
Quelle: Screenshot der Startseite handwerk.de

Mangel an Auszubildenden

Das ist heute auch das größte Problem beim Fachkräftemangel: der Mangel an Auszubildenden. Wo heute Azubis in Unternehmen fehlen, fehlen morgen die Fachkräfte. Deshalb sollten erfolgreiche Unternehmen jetzt vor allem in die Azubi-Suche und eine attraktive Ausbildung investieren.

Wie kann dem Fachkräftemangel entgegnet werden?

Generell gilt: Je größer der Fachkräftemangel in Ihrer Branche, desto mehr Kreativität ist bei der Bewerbersuche gefragt. Heben Sie sich von der Masse der Mitbewerber, die ebenfalls qualifizierte Mitarbeiter suchen, ab.

Prüfen Sie, ob folgende Maßnahmen für Ihren Betrieb nützlich sind:

  • Steigern Sie das Remote-Arbeiten, beispielsweise für Web-Entwickler und Programmierer.
  • Zapfen Sie bisher ungenutzte Potenziale an, beispielsweise Frauen in Teilzeit und/oder Elternzeit.
  • Schaffen Sie Anreize, damit Mitarbeiter ihren Ruhestand hinauszögern.
  • Verlagern Sie Aufgaben an Selbstständige und Arbeitskräfte mit mehreren Beschäftigungsverhältnissen.
  • Überdenken Sie die Arbeitsgestaltung, beispielsweise hinsichtlich Verantwortlichkeiten und notwendiger Fähigkeiten.
  • Ziehen Sie dorthin, wo die Bevölkerung und die Wirtschaft schneller wachsen.
  • Bauen Sie Ihre strategische Personalplanung aus.

Auch bei uns werden Sie fündig: wir unterstützen Handwerksbetriebe dabei, sich gegenseitig und projektbasiert mit geeigneten Fachkräften verschiedenster Qualifikationen zu helfen.
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